Samstag, 31. Oktober 2009

Mal was zum Lachen - Eine Geschichte aus Daqing in Heilongjiang

Mal etwas zu Lachen:
Der Autor dieser Geschichte lebt in China. Genauer gesagt in Daqing in Heilongjiang.

Ein Student der Betriebswirtschaft am Daqing Petroleum Institute findet, dass er 20 000 RMB zu wenig besitzt.
Um dies zu ändern, will er eine Bank überfallen.
Für den Überfall sucht er sich eine Bank am anderen Ende der Stadt – in Sa Er Tu – aus.
Um sicherzustellen, dass die Bank auch genug Geld hat und das Geld für ihn bereit hält, kauft sich der Student der Betriebswirtschaft am Daqing Petroleum Institute erst einmal anonym eine neuen SIM-Card für sein Handy und ruft dann bei der Bank in Sa Er Tu an.
Er informiert in seinem – immerhin doch anonymen – Anruf die Bank von seiner Absicht, sie am nächsten Tag zu überfallen und fordert die Bank auf, 20 000 RMB für ihn bereit zu halten.
Die Bank erklärt sich anscheinend für einverstanden oder bringt wenigstens keine gravierenden Einwände vor, denn der Student der BWL ändert seine Pläne nicht.
Um jedoch sicherzugehen, dass die Bank ihn nicht hinters Licht führt und um den Überfall nicht umsonst durchzuführen ruft der Student dann am nächsten Tag wieder an und fragt nach, ob die Bank auch wirklich seine 20 000 RMB für ihn bereit hält.
Die Bank verfügt offensichtlich über die entsprechenden liquiden Mittel und teilt dies dem Studenten mit, worauf hin dieser seinen Vorsatz in die Tat umsetzt und die Bank zum Zwecke des Überfalls jener selbst aufsucht.
Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen bringt der Student eine selbst gebastelte Bombe mit, die sich jedoch standhaft weigert, zu explodieren.
Doch lassen wir die technischen Details außer Acht und auch die Frage der Sinnhaftigkeit des Überfalls auf eine Bank mittels einer Bombe zum Zwecke der Ausraubung.
Wie schon geschildert funktioniert die Bombe nicht, der Alarmknopf – von einem Bankangestellten gedrückt – sowie der daran gekoppelte Alarm funktionieren jedoch einwandfrei und prompt.
Der Möchtegern-Bankräuber verlässt fluchtartig die Bank und rennt davon. Die Polizei kommt.
Einen Tag später wird der Student beim Computerspielen im Studentenwohnheim verhaftet.
Wie die Polizei ihn identifiziert und gefunden hat ist nicht bekannt; ob dem Studenten wegen nachgewiesener Dummheit mildernde oder erschwerende Umstände zugerechnet werden, ebenfalls nicht.
Erzählt von INGO POTSCH

Sonntag, 25. Oktober 2009

Eine Fahrt mit der „BIM“…oder: was hat meine Nationalität mit dem Aufrücken zu tun?



Kürzlich auf der Fahrt zu einem Trainingsauftrag fahre ich ein Stück der Strecke mit der sogenannten „BIM“ (Wienerisch für Straßenbahn). Der mittlere von drei Einstiegen in das Gefährt war ausser Betrieb und es drängelten sich um die frühe Uhrzeit die Menschen vor den anderen beiden Einstiegen. Wie es die Natur des Menschen ist, finden es manche unserer Mitmenschen unnötig aufzurücken, um den nachfolgenden Platz zu machen. Integrativ wie ich mich selber sehe, bat ich mit etwas lauterer Stimme - um alle im Zug zu erreichen - um ein „aufrücken bitte!“. Na, mehr hat’s nicht gebraucht, da umgehend aus einer 3er –Gruppe vis-a-vis ein junges Mädchen grad so laut, dass ich es hören musste, raunte: „Eine Deutsche“.
Verzeih mir, lieber Leser, meine folgende Reaktion. Aber zu meiner Entschuldigung kann ich anführen: es war früh am morgen. Ich war nicht ausgeschlafen und grad an dieser Stelle meines Egos höchst empfindsam…Also war meine Reaktion die folgende: „Bitte, junge Dame, ist meine Nationalität ein Problem für Sie und hindert sie Sie daran, aufzurücken?“ Worauf die junge Dame recht pikiert reagierte mit einem: „ aber laut rumschreien brauchst a net!“ Es folgte ein kurzer Disput, einige ältere Herrschaften im Zug fühlten sich unangenehm berührt ob der schlechten Erziehung der jungen Dame. Es kam keine Entschuldigung. Aber die Fahrt war für mich alsbald zu Ende, denn ich war an meinem Ziel angekommen. Doch den ganzen Tag ließ mich das Ereignis nicht zur Ruhe kommen.

Was war da in mir passiert, dass ich so unvermittelt reagieren musste?

Als Expat-Coach kann ich den Kulturschock noch so wunderbar erklären und der Kopf begreift was da passiert…aber mein Herz sagt immer wieder „Autsch, das tat jetzt weh!“ wenn ich mal wieder als Deutsche im Ausland Ablehnung erlebe.

Aber ebenso habe ich aus diesem Ereignis wieder die Erfahrung ziehen dürfen, dass es einen Weg aus dieser Situation und aus diesem Gefühl heraus gibt.
Ich konsultierte den „Expat-Coach“ in mir!
Mine Ausbildung zum Interkulturellen Coach und auch 10 Jahre Leben im Ausland wiesen mir meinen Weg…